Bericht von der „Football Fans v Homophobia Conference“ in Manchester

Am Samstag, dem 17. August 2013, fand in Manchester die erste internationale Fankonferenz zum Thema Homophobie statt. Etwa 120 Fußballfans, homo- und transsexuelle Aktivistinnen und Aktivisten, Wissenschaftler und Mitglieder von Organisationen aus 29 Ländern – darunter Brasilien, Russland, Norwegen, Polen, England und Deutschland – nahmen daran teil.

Ziel der Konferenz, die vom internationalen Anti-Diskriminierungs-Netzwerk FARE sowie von der britischen Kampagne „Football v Homophobia“ organisiert wurde, war es, Verbände, Vereine und Verwaltungen dazu aufzurufen Vorurteile und Ausgrenzung im Sport europaweit zu bekämpfen und sich gemeinsam Strategien und Maßnahmen für den Kampf gegen Homophobie zu überlegen.

Als Vertreterin der Löwenfans gegen Rechts, die sich nicht nur gegen Rechtsextremismus, sondern gegen jede Form der Diskriminierung einsetzen, habe ich die Einladung von FARE gerne angenommen und konnte mich nicht nur inhaltlich weiterbilden, sondern auch viele tolle und interessante Menschen kennenlernen und Freundschaften knüpfen bzw. vertiefen. Die mitgebrachten LfgR-Aufkleber und Löwenmüter fanden großen Anklang.

Am Freitagabend hatten wir zunächst einen Empfang beim Bürgermeister im Rathaus von Manchester, welches zur Pride Week 2013 mit der Regebogenflagge geschmückt war. Der freundliche englische Ansager (richtig klassisch mit Stock) hat mir danach sogar noch eine kleine Exklusivtour durch das Rathaus gegeben, bei der ich unter anderem gelernt habe, dass die Symbole Manchesters – die Bienen und die Blumen – auf den Fleiß der Arbeiter einerseits und auf die Baumwollfabrikation in Manchester andererseits Bezug nehmen.

Abends lernten wir uns bei dem ein oder anderen Drink in der Taurus Bar in der Canal Street – mitten im pulsierenden Regenbogenviertel Manchesters – kennen bzw. freuten uns über eine erneute Begegnung. Manchester hat eine sehr große Gay-Community und traditionell den meist besuchten Pride in England, der am kommenden Wochenende stattfinden sollte.

Samstags fand der Kongress selbst statt: Zunächst gab es vier interessante Begrüßungsreden, davon eine vom Leiter der Abteilung „Social Responsibility“ bei der UEFA, Patrick Gasser. Dieser wurde anschließend mehrfach zu den bevorstehenden Großereignissen in Russland und Qatar angesprochen – Länder, in denen Homosexualität nicht nur tabuisiert, sondern homosexuelle Handlungen auch bestraft werden können. Da die Ereignisse (Fußball-WM und Olympische Spiele) allerdings nicht in den Bereich der UEFA fallen, wollte Patrick Gasser sich nicht weiter äußern. Nach den Einführungsreden konnte jeder an zwei (von vier angebotenen) Workshops teilnehmen. Ich hatte mich für „International Campaigning Against Homphobia“ und „Innovative Campaigning“ entschieden; die anderen beiden Workshops waren zu „LGBT Fans Groups“ bzw. „Football v Transphobia: The experience of transgender fans“. Im ersten Workshop wurden die Initiativen „Fußballfans gegen Homphobie“, „Les Dégommeuses“ (Frankreich) und „Homofobia sem Homofobia“ (Brasilien) vorgestellt, bevor ein Erfahrungs- bzw. Meinungsaustausch stattfand. Im zweiten Workshop wurden eine von der EGLSF (European Gay and Lesbian Sport Federation) entwickelten Mobilphone-App für Kinder vorgestellt, die sich gegen Homophobie im Sport richtet, und die Pride Houses vorgestellt. Anschließend haben wir uns in Kleingruppen neue Möglichkeiten für Kampagnen überlegt.

Nach einer Podiumsdiskussion zum Thema „Repression vs. Erziehung“ ließen wir am Abend auf der sogenannten „Curry Mile“ die Konferenz bei reichlich gutem asiatischen Essen ausklingen. Viele sind noch weiter feiern gegangen, ich selbst war aber zu müde und hab mich im Studentenwohnheim, wo wir untergebracht waren, schlafen gelegt. Daher war ich fit genug, am Sonntagmorgen nach Old Trafford zu fahren und mit Teddy Sheringham und Paul Solskjaer den Champions League Sieg 1999 zu bejubeln.

Mehr Infos unter http://www.farenet.org/ sowie unter http://www.footballvhomophobia.com/conference/

Steffi Dilba

Banner Rathaus
Konferenz Old Trafford