Archiv für den Monat: August 2013

Fußballfans fordern Kennzeichnungpflicht für die Polizei

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27.8.2013
Pressemitteilung der „Initiative für eine transparente und bürgerfreundliche Polizei“

„Fußballfans aus ganz Bayern fordern gemeinsam die Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte

Über alle sportlichen Rivalitäten hinweg und in noch nie da gewesener Einigkeit fordern die Fanszenen des TSV 1860 München und des FC Bayern München, der SpVgg Greuther Fürth und des 1. FC Nürnberg, des FC Augsburg und des FC Ingolstadt 04 sowie die Anhänger der Traditionsvereine der dritten Bundesliga und der Regionalliga Bayern am kommenden Spieltag in allen Stadien lautstark und auf Spruchbändern die Einführung der Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte in geschlossenen Einheiten.

Zwei Wochen vor der Landtagswahl wird der Politik deutlich gemacht werden, dass die Fans aus ganz Bayern den Einsatz von weder durch Namen noch durch Nummern identifizier- und individualisierbarer Polizisten nicht länger hinnehmen werden.

Rund um Fußballspiele kam und kommt es häufig zu solchem Fehlverhalten geschlossener Einheiten. Ohne tatsächliche oder auch nur vermeintliche Rechtfertigungsgründe seitens der Polizei erfolgte Einsätze von Schlagstöcken und Pfefferspray gegen Fußballfans durch das Unterstützungskommando (USK) wie beim Pokalspiel der Spielvereinigung Fürth gegen den FC Bayern im Jahre 2010 oder beim kleinen Lokalderby zwischen den Bayern und 1860 in München im Jahre 2007 seien hier als Beispiele genannt. Nicht nur in diesen beiden Fällen scheiterte die juristische Aufarbeitung der für die Staatsanwaltschaft zweifelsfrei nachgewiesenen Straftaten und Körperverletzungen durch Polizeibeamte allein daran, dass die Täter uniformiert, behelmt und somit quasi „vermummt“ und durch keinerlei Unterscheidungsmerkmal gekennzeichnet zu Werke gehen konnten.

Abhilfe schaffen kann hier die obligatorische Kennzeichnung von Polizisten im Einsatz durch große, gut lesbare Zahlenkombinationen, wie sie die „Initiative für eine transparente und bürgerfreundliche Polizei“ schon seit längerem fordert.

Eine solche Kennzeichnungspflicht ist in den meisten europäischen Ländern und in anderen deutschen Bundesländern bereits Standard und wird sowohl vom europäischen Gerichtshof für Menschenrechte als auch von den für Menschenrechtsfragen zuständigen Kommissaren der EU und der UN vorgeschrieben.

Das bayerische Innenministerium verweigert sich allerdings ebenso wie die Polizeigewerkschaften einer solchen Kennzeichnungspflicht schon seit vielen Jahren ohne jedes nachvollziehbare Gegenargument.“

Naa, des is hoid net Fuasboi!

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Banner_Rassismus_medium_rectangle_300_250Beim Spiel der Profi-Löwen gegen den FC Ingolstadt in der Arena wurde ein dunkelhäutiger Spieler der Ingolstädter von einem oder mehreren Zuschauern auf der Gegengeraden mehrfach rassistisch beleidigt. Soweit so schlecht.

Der Vorfall wurde nur bekannt, weil Ingolstädter Spieler es selber angesprochen haben. Ansonsten wäre es gar nicht in die Öffentlichkeit gelangt. Aber genau da gehört es auch hin. Es sind nicht die Medien, die gegnerischen Spieler oder sonstige, die sich jetzt zu Wort melden, die den Verein in den Dreck ziehen, wie manche behaupten, sondern eben diese Leute, die meinen, sich im Stadion so aufführen zu müssen.

Wenn wir ehrlich sind, sind rassistische Aussagen – wenn auch nicht immer so laut – im Stadion keine Seltenheit. Ach ja, und „natürlich“ ist der Gegner oft auch noch schwul.

Jetzt kann man sagen: „Ja mei, des is hoid Fuasboi.“, „Lass doch die paar Deppen!“ oder „Man darf nicht alles auf die Goldwaage legen“.

Aber: Des is hoid net Fuasboi, des is a rechter Scheißdreck. Die paar Deppen ziehen Deppen nach sich und warum sollen wir im Stadion etwas hinnehmen, wo wir im sonstigen Leben Contra geben. Und eine Goldwaage kann den Haufen verbaler Scheiße gar nicht bewältigen.

Es geht nämlich nicht in erster Linie darum, dass halt ein Gegner beleidigt wird, auch wenn der erst einmal das direkte Opfer ist. Es geht darum, dass der Gegner wegen seiner Hautfarbe, seiner Herkunft oder aufgrund dessen, wen er liebt, beleidigt wird. Und damit werden gleichzeitig auch alle anderen, auf die das zutrifft, beleidigt. Im übrigen auch Spieler, Mitglieder und Fans von Sechzig. Es geht darum, die andere Hautfarbe, die andere Herkunft oder das andere Liebesleben verächtlich zu machen. Und das geht weit über eine einfache Beleidigung hinaus, die halt einmal im Stadion fällt. (Wir sind sicher keine Engel und wollen es auch nicht sein).

Wir haben die Schnauze voll, solchen Mist im Stadion zu hören (woanders wollen wir es natürlich auch nicht). Wir haben die Schnauze voll davon, immer wieder zu hören, dass Sechzgerfans durch solchen Mist negativ aufgefallen sind. Die Vorfälle gegen Ingolstadt haben uns buchstäblich Magenschmerzen bereitet.

Aber nur das ganze blöd finden hilft nicht. Der Verein muss seinen Teil dazu beitragen, dass so etwas nicht mehr passiert und dass ein Klima im Stadion herrscht, wo so etwas nicht mehr hingenommen wird. Und das ist noch ein langer Weg.

Aber auch wir aktiven und weniger aktiven Fans müssen genauer hinhören und zuschauen, wenn im und vor dem Stadion, in der U-Bahn, im Sonderzug oder wo auch immer „blöde“ Sprüche gemacht werden, dumme Lieder angestimmt werden oder ähnliches passiert. Wir müssen die Leute, die so etwas machen, damit konfrontieren, dass es Mist ist und dass es beim Fussball eben nichts zu suchen hat. Das ist neben der Verantwortung des Vereins (oder der KGaA) eben auch die Verantwortung von selbstbewussten Fans.

Es geht auch nicht darum, Politik ins Stadion zu bringen. Man kann darüber streiten, ob es überhaupt schon Politik ist, wenn man minimalste Grundregeln menschlichen Zusammenlebens auch im Stadion gewahrt haben will. Wenn es da um Politik geht, dann ist die Politik schon damit im Stadion, wenn Idioten Affenlaute von sich geben oder „schwul“ schreien.

„Des is hoid Fuasboi“ rechtfertigt zwar scheinbar vieles, solchen Mist aber sicher nicht.
Weil: Des is net Fuasboi, des is a rechter Scheißdreck. Und des woi ma net.

(MH)

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Bericht von der „Football Fans v Homophobia Conference“ in Manchester

Am Samstag, dem 17. August 2013, fand in Manchester die erste internationale Fankonferenz zum Thema Homophobie statt. Etwa 120 Fußballfans, homo- und transsexuelle Aktivistinnen und Aktivisten, Wissenschaftler und Mitglieder von Organisationen aus 29 Ländern – darunter Brasilien, Russland, Norwegen, Polen, England und Deutschland – nahmen daran teil.

Ziel der Konferenz, die vom internationalen Anti-Diskriminierungs-Netzwerk FARE sowie von der britischen Kampagne „Football v Homophobia“ organisiert wurde, war es, Verbände, Vereine und Verwaltungen dazu aufzurufen Vorurteile und Ausgrenzung im Sport europaweit zu bekämpfen und sich gemeinsam Strategien und Maßnahmen für den Kampf gegen Homophobie zu überlegen.

Als Vertreterin der Löwenfans gegen Rechts, die sich nicht nur gegen Rechtsextremismus, sondern gegen jede Form der Diskriminierung einsetzen, habe ich die Einladung von FARE gerne angenommen und konnte mich nicht nur inhaltlich weiterbilden, sondern auch viele tolle und interessante Menschen kennenlernen und Freundschaften knüpfen bzw. vertiefen. Die mitgebrachten LfgR-Aufkleber und Löwenmüter fanden großen Anklang.

Am Freitagabend hatten wir zunächst einen Empfang beim Bürgermeister im Rathaus von Manchester, welches zur Pride Week 2013 mit der Regebogenflagge geschmückt war. Der freundliche englische Ansager (richtig klassisch mit Stock) hat mir danach sogar noch eine kleine Exklusivtour durch das Rathaus gegeben, bei der ich unter anderem gelernt habe, dass die Symbole Manchesters – die Bienen und die Blumen – auf den Fleiß der Arbeiter einerseits und auf die Baumwollfabrikation in Manchester andererseits Bezug nehmen.

Abends lernten wir uns bei dem ein oder anderen Drink in der Taurus Bar in der Canal Street – mitten im pulsierenden Regenbogenviertel Manchesters – kennen bzw. freuten uns über eine erneute Begegnung. Manchester hat eine sehr große Gay-Community und traditionell den meist besuchten Pride in England, der am kommenden Wochenende stattfinden sollte.

Samstags fand der Kongress selbst statt: Zunächst gab es vier interessante Begrüßungsreden, davon eine vom Leiter der Abteilung „Social Responsibility“ bei der UEFA, Patrick Gasser. Dieser wurde anschließend mehrfach zu den bevorstehenden Großereignissen in Russland und Qatar angesprochen – Länder, in denen Homosexualität nicht nur tabuisiert, sondern homosexuelle Handlungen auch bestraft werden können. Da die Ereignisse (Fußball-WM und Olympische Spiele) allerdings nicht in den Bereich der UEFA fallen, wollte Patrick Gasser sich nicht weiter äußern. Nach den Einführungsreden konnte jeder an zwei (von vier angebotenen) Workshops teilnehmen. Ich hatte mich für „International Campaigning Against Homphobia“ und „Innovative Campaigning“ entschieden; die anderen beiden Workshops waren zu „LGBT Fans Groups“ bzw. „Football v Transphobia: The experience of transgender fans“. Im ersten Workshop wurden die Initiativen „Fußballfans gegen Homphobie“, „Les Dégommeuses“ (Frankreich) und „Homofobia sem Homofobia“ (Brasilien) vorgestellt, bevor ein Erfahrungs- bzw. Meinungsaustausch stattfand. Im zweiten Workshop wurden eine von der EGLSF (European Gay and Lesbian Sport Federation) entwickelten Mobilphone-App für Kinder vorgestellt, die sich gegen Homophobie im Sport richtet, und die Pride Houses vorgestellt. Anschließend haben wir uns in Kleingruppen neue Möglichkeiten für Kampagnen überlegt.

Nach einer Podiumsdiskussion zum Thema „Repression vs. Erziehung“ ließen wir am Abend auf der sogenannten „Curry Mile“ die Konferenz bei reichlich gutem asiatischen Essen ausklingen. Viele sind noch weiter feiern gegangen, ich selbst war aber zu müde und hab mich im Studentenwohnheim, wo wir untergebracht waren, schlafen gelegt. Daher war ich fit genug, am Sonntagmorgen nach Old Trafford zu fahren und mit Teddy Sheringham und Paul Solskjaer den Champions League Sieg 1999 zu bejubeln.

Mehr Infos unter http://www.farenet.org/ sowie unter http://www.footballvhomophobia.com/conference/

Steffi Dilba

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Konferenz Old Trafford

Rassistische Vorfälle beim Spiel TSV 1860 – Ingolstadt (18.08.13)

Zu den vielfältigen Berichten in der Presse (s. Links unten) kommt noch ein Radio-Interview hinzu.

Ulla entschuldigt sich für den Versprecher, es muss natürlich Verwaltungsrat heißen.

hier geht’s zum Interview: http://lora924.de/?p=24383

anzeigetafel-arena-lfgr09.08.2009Das war mal – leicht adaptiert und ohne Sponsor-Nennung – die Einblendung auf der Anzeigetafel in der Allianz Arena 2009

Presse vom 20.08.2013: http://www.tsv1860.de/aktuell/presse/online-presseartikel–20-august-2013

Presse vom 21.08.2013: http://www.tsv1860.de/aktuell/presse/online-presseartikel–21-august-2013